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Von Ausgrenzung und Rassismus

Ein Beitrag der Hersfelder Zeitung vom 15. November 2024

Bad Hersfeld – „Schulzeit an einem deutschen Gymnasium“: Mit diesem Titel gestalteten die Schülerinnen und Schüler unterstützt von ihren Lehrkräften einen kurzweiligen und zum Nachenken anregenden Abend im vollbesetzten Audimax am Obersberg. Es war die vierte von insgesamt 26 Lesungen, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe Bad Hersfeld liest ein Buch stattfand. 2024 jährt sich Bad Hersfeld liest ein Buch zum nunmehr zehnten Mal – diesmal mit dem Titel „Das deutsche Krokodil“ von Ijoma Mangold.

Cornelia Handke, Leiterin des Gymnasialzweigs an der GSO, begrüßte an diesem Abend Landrat Thorsten Warnecke, Bürgermeisterin Anke Hofmann, Dr. Thomas Handke, den Vorsitzenden der Jury Bad Hersfeld liest ein Buch, Sandra Rudolf von der Konrad-Duden-Stadtbibliothek, die Schulleiterin der GSO Kerstin Glende und das zahlreich erschienene Publikum und leitete auf die Lesungen, Rollenspiele sowie gesanglichen und musikalischen Beiträge über. Erinnerungen an Heidelberg, die der Junge – so nannte sich der Autor – sehr lebendig zu Papier brachte. Wohl auch so gut, weil er bei „Memories of Heidelberg“ an seinen Vater denkt. Memories of Heidelberg war auch der Titel des Songs, mit dem der Chor der GSO/MSO unter Leitung von Uli Meiß den Abend musikalisch bereicherte.

Der Autor berichtete von seinen Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend. Seine afrikanische Herkunft spielt da noch eine untergeordnete Rolle, denn erst im Erwachsenen Alter macht sich der Autor auf, um die Kultur seines Vaters und Nigerias kennenzulernen. Er taucht in eine völlig andere Kultur ein.

Mangold stellt Fragen, die viele Menschen betreffen und bewegen. Erzählt wird, wie sich der Junge am Telefon meldet. Der Junge meldet sich immer mit seinem vollständigen Namen Ijoma Alexander Mangold. Da der zweite Vorname nicht die Bedeutung wie der erste Vorname (Rufname) hat, will er nicht dem Rat seiner Mutter folgen und sich Alexander nennen. Ijoma Alexander Mangold – ein Name bestehend aus neun Wortsilben. Ist das wirklich ein Makel, oder sollten wir nicht aufhören, die Dinge, die andere über uns denken, über andere zu stellen?

Die neue Klassenlehrerin Frau Neumann möchte die Schüler mit Nummern ansprechen, denn das hält sie für praktikabler als sich die Aussprache der vielen fremden Namen zu merken. Doch da zeigen die Schülerinnen und Schüler Stärke und bestehen auf namentliche Ansprache; die Nummern lehnen sie ab, denn Nummern erinnern an die Menschen im KZ, so der Beitrag der Klassen G9b.

Als der Junge schließlich eine Bahnfahrt von Heidelberg nach München unternahm, teilte er das Abteil mit fünf Damen. Während der Fahrt fragten Sie Mangold aus. „Woher kommst Du“? Die Antwort aus Heidelberg interpretierten die Damen mit einer zweiten Frage, woher denn die Mutter komme? Aus Schlesien war die Antwort, die Damen riefen aus Tunesien.

Es folgte ein Dialog über Vorurteile, stereotypes Verhalten und Schubkastendenken. Jungen könnten genauso gut Sprachen wie Mädchen Mathe, lautete eines der Beispiele. Diskriminierung bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz, der dank des Einschreitens der couragierten Kollegin doch noch klappte, all das waren Beispiele aus dem Alltag in Schule und Beruf.

Banu Mammadova (Klasse G8a) kam vor gerade einmal acht Monaten aus der Türkei nach Deutschland und erzählt ihre Geschichte ebenso wie Ednina aus Polen und Rayn aus Kenia.

Die „Young Voices“ der Klassen 5 und 6 unter Leitung der Lehrerinnen Frau Rill und Frau Pfannkuchen trugen mit dem GSO-Song und „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ aus dem Dschungelbuch zur musikalischen Unterhaltung bei. „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ war mit der Birnbaum- Geschichte ebenso mit dabei wie die Bläserklasse 6 unter Leitung von Herrn Winter, die mit „Supercalifragilisticexpialigetisch“ (Mary Poppins) musikalisch die Zuhörer erfreuten.

Über die Ausgrenzung in der Schule wurde berichtet. So sei die Kommunikation von oben nach unten ein Akt der Barmherzigkeit – jedoch werde die Luft viel dünner bei der Kommunikation von unten nach oben.

Ein szenisches Klassenspiel mit dem Titel „Dieses mal nicht der Andere“ über Gruppenbildung und Ausgrenzung, bei der die berüchtigte 6er-Gruppe sogar zu einem Thema beim Elternabend wird, regten zum Nachdenken an.

Die „High Mountain Music“ setzte den musikalischen Schlusspunkt an einem gelungenen Abend, bevor Cornelia Handke den Abend mit Dankesworten bei allen Beteiligten schließt und den Gästen einen guten Heimweg wünscht.

Text und Foto: MARLIES GALLAND-JULIANO

 

Blick aus Publikum auf Bühne mit Schülern am Bühnenrand sitzend und Leinwand im Hintergrund

 

 

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